„Erlebnispädagogik ist eine handlungsorientierte Methode und will durch exemplarische Lernprozesse, in denen junge Menschen vor physische, psychische und soziale Herausforderungen gestellt werden, diese jungen Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung fördern und sie dazu befähigen, ihre Lebenswelt verantwortlich zu gestalten“ (Michl 2015, 11).
Wie die Auffassung der Erlebnispädagogik von Heckmair und Michl zeigt, geht es darum, Menschen allumfassend bei der Entwicklung ihrer Persönlichkeit zu fördern, sowie sie in die Lage zu versetzen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Das erlebnispädagogische Klettern fördert genau dies. Es schafft die Möglichkeit für jeden, sich in seiner Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Dabei ist zu erwähnen, dass jeder für sich selbst entscheidet, welche Lernerfahrungen geschaffen werden und welche nicht.
Zielgruppe
Das erlebnispädagogische und gesundheitsorientierte Klettern richtet sich an alle, die Spaß am Klettern und der Bewegung haben und ihre persönlichen und mentalen Kompetenzen weiterentwickeln möchten.
Es geht um kein leistungssportliches Ziel, weshalb alle angebotenen Kurse für absolute AnfängerInnen geeignet sind.
Lernzonen-Modell
Das Lernzonenmodell ist eins der relevantesten Grundbausteine für die individuelle Planung erlebnispädagogischer Interventionen und bildet somit auch die Basis für mein Angebot des erlebnispädagogischen Kletterns.
Die Ausgangssituation zeichnet sich durch zwei Aspekte ab. Zum einen erlernen Menschen kaum neue Gegebenheiten kennen, wenn eine persönliche Unterforderung vorliegt. Zum anderen führt eine Überforderung ebenfalls dazu, dass sich keine brauchbaren Lernmöglichkeiten eröffnen. Eine Balance zwischen Unterforderung und Überforderung stellt das Mittelmaß dar und eröffnet somit neue Lernmöglichkeiten.
Im Lernzonen-Modell wird zwischen drei verschiedenen Zonen unterschieden. Die Komfort-, die Lern- und die Panikzone.
Die Komfortzone
In der ersten Zone, der Komfortzone sind Strategien und Kompetenzen für die Bewältigung der jeweiligen Situation bereits vorhanden. Das bedeutet, dass alle notwendigen Ressourcen zur Verfügung stehen um die bevorstehende Aufgabe zu bewältigen. In dieser Zone herrscht das Gefühl von absoluter Sicherheit und greift auf Bewältigungsstrategien zurück, die sich bereits im Leben bewährt haben (Kowald/Zajetz 2015, 88).
Die Lernzone
Die Lernzone kennzeichnet sich dadurch, dass ungewohnte Gegebenheiten und die eigene Unsicherheit zu der Entwicklung von neuen Strategien beitragen. Das bedeutet, dass die Möglichkeit besteht nicht vorhandene oder nicht bewusste Kompetenzen zu erlernen und in seine Handlungsfähigkeit zu integrieren. Diese Lernerfahrung kann wiederum aus Misserfolg oder Erfolg resultieren. Durch Wiederholung der gemachten Erfahrungen und Erkenntnisse in der Lernzone können diese nachhaltig und auf Dauer in die Komfortzone manifestiert werden.
Die Panikzone
Die Panikzone hingegen, beschreibt den Bereich, der von Handlungsunfähigkeit geprägt ist. In dieser sind keine Strategien oder Ideen von Lösungsansätzen möglich. Aggression, Weglaufen, Panik, Angriff etc. sind mögliche Verhaltensweisen. Erfahrungen, die in der Panikzone ihren Platz finden sind für die persönliche Entwicklung nicht nützlich, sondern bieten die Gefahr der Überforderung und daraus resultierende Frustration (Kowald/Zajetz 2015, 89).

Abb. Lernzonen-Modell (mod. nach Kowald/Zajetz 2015, 88)
Anwendung in der Praxis
Es geht darum herauszufinden, in welcher Zone man sich garde befindet und wie das eigene Bewusstsein gestärkt werden kann sich der Dreiteilung bewusst zu werden.
Klettern ermöglicht über seine Grenzen hinaus zu gehen. Dies kann je nach subjektivem Empfinden eine Lernchance oder Panikemfinden sein. Das Klettern fordert die Bereitschaft zum Eingehen von Risiken und somit auch ein Akzeptieren und Überwinden der eigenen Grenzen. (Kowald/Zajetz 2015, 28) Wenn man sich beim Klettern in Sicherheit fühlt, befindet man sich nach dem Lernzonen-Modell in der Komfortzone, handelt routiniert und überzeugt, aber lernt nichts neues. Zum Beispiel, wenn man eine Route schon kennt und der Körper die benötigten Bewegungsabläufe schon automatisiert hat. Erst mit einem gewissen Maß an Selbstüberwindung und Risikobereitschaft ist es möglich, die Lernzone zu erreichen. Das bedeutet in der Praxis, dass beispielsweise eine neue Kletterroute klettert werden kann, die neue Griffe beinhaltet und andere Bewegungen erfordert. In die Panikzone gelangt man z.B. wenn man eine Kletterroute mit einem zu hohen Schwierigkeitsgrad klettert und währenddessen bemerkt, dass man diesem noch nicht gewachsen ist. Jedoch ist dies vom persönlichen Empfinden abhängig. Entweder man gelangt in die Panikzone oder sieht das Problem als Herausforderung an.
Quellen
Michl, W. (2015): Erlebnispädagogik. 3. aktualisierte Auflage. München: Ernst Reinhardt Verlag.
Kowald/Zajetz (2015): Therapeutisches Klettern. Anwendungsfelder in der Psychotheraphie und Pädagogik. Stuttgart: Schattauer- Verlag.